Interview mit dem langjährigen TARUK Reiseleiter Franz Malan
Franz Malan gehört zu TARUK wie die Familie Haape selbst. Schon in ihrer Jugend verbanden Johannes Haape und Franz Malan einmalige Abenteuer wie eine Trans-Afrika-Reise. Franz Malan ist von Anbeginn bei TARUK dabei und hat über 100 Touren betreut. Er kennt das Südliche Afrika wie seine Westentasche. Das Interview entstammt einem Mailverkehr zwischen Johannes Haape und Franz Malan.
1. Franz, wie entstand die Idee in den Tourismus zugehen?
Während eines Familienbesuchs in Windhoek ergab es sich, dass nach Erkrankung eines Reiseleiters dringend Ersatz gesucht wurde. Mein Bruder war in der Reisefirma, er wandte sich an mich: ob ich kurzfristig ...? Entschieden Nein! sagte ich. In Namibia bin ich selbst Gast, was weiß ich vom Land? Weniger als die Kunden mit ihren Baedeker! Drei Tage später saß ich als Reiseleiter in einem Bus mit 24 TUI Kunden ... In diesen drei Tagen hatte ich etwa 3 Zoll Lektüre über Land und Leute verschlungen. Auch unterwegs paukte ich jeden Abend den nächsten Tag. Dann war da gleich eine zweite Tour, und dann Monate später wieder eine, und wo erst ein Taschengeld winkte, war plötzlich die Möglichkeit eines kleinen Gehalts gegeben. Der Jugendfreund und TARUK Begründer Johannes Haape, schickte weitere Aufträge, und nun waren es nicht mehr Pflicht, Ehre und Ausdauer, die mich in der neuen Tätigkeit hielten, sondern Spaß an der neuen Herausforderung.
2. Deine Gäste schwärmen stets von deinem Wissen: „Franz ist ein Lexikon“. Was ist dein Geheimnis?
Ein Reiseleiter ist ein Gastherr, der Besucher nicht durch ein Haus, sondern durch ein ganzes Land führt. Je mehr er das Land kennt – in seinen geographischen, historischen, sozialen Dimensionen – je mehr kann er vermitteln und dem Urlaub der Kunden Tiefe und Sinn verleihen. Er muss über den Werbeprospekt, über die Postkartenansicht des Landes, über die Tagesnachrichten, ja über den Baedeker hinaus das Unsichtbare sichtbar machen: Hintergründe, Zusammenhänge, Ursachen. Wissen dieser Art zu erwerben, über das Wie und Woher und Warum, war in mir immer eine starke Triebfeder. Aber immer wächst der Horizont des Nichtwissens schneller, als das Wissen ... ich werde sicher an meinem letzten Tag noch ein Buch in der Hand halten.
3. Du führst für TARUK Touren durch Südafrika, Namibia, Botswana, Simbabwe, Sambia und Malawi. Wie unterscheiden sich die Länder aus deiner Sicht?
Die verschiedenen Länder auf dem Subkontinent südliches Afrika teilen Vieles, aber sind doch unterschiedlich genug, dass die Länderreisen sehr unterschiedlich ausfallen. In allen geht es in erster Linie um Natur. Im südlichen Afrika kann man die ursprüngliche Wildnis/Schöpfung intensiver und anders erleben als in Europa. In Namibia sind die menschlichen Spuren am Geringsten. Dort zeigt sich die Natur in gewaltigen, endlosen Bildern von Weite, Stille, scheinbarer Erstarrung des Lebens. Das Wenige wird umso markanter und eindrucksvoller. Herrliche Wüsten- und Halbwüstenbilder. Botswana: gleichbleibende Landschaft mit Strauchsavanne, dafür umso grandiosere Überraschungen. Hauptsächlich das Weltwunder Okavango Delta. Wenn eine Wildnis Eden sein kann, ist hier ein Eden. Während in Namibia das Gesicht der Erde selbst, die Landschaft, einen im Bann hält, lieben wir sie hier als lebende, komplexe Kulisse einer reichen Tierwelt, die im Vordergrund steht. Südafrika ist inzwischen ganz anders. Hier drängen sich 60 Millionen Menschen, es gibt riesige Standflächen und zersiedeltes Land. 370 Jahre europäischen Einflusses haben hier viele Orte von kulturellem Interesse hinterlassen. Und doch dominiert auch hier auf Reisen die Natur; unvergleichbar vielseitiger als in Botswana oder Namibia, aber nicht mehr so unberührt. Wo die Schöpfung aber noch frei von unserem Einfluss ist – und da gibt es noch viel, wenn auch zunehmend zersplittert – dort besticht in Südafrika die Fülle an Landschaftswechseln, und die gewaltigen Größen vieler Panoramen. Nördlich des Sambesi nimmt der europäische Einfluss – historisch und gegenwärtig – deutlich ab, und man kann die unverfälschte Welt der Schwarzafrikaner – die alte und die moderne – stärker erfahren. Letztendlich aber will der Reisende auch hier die Wildnis, die Welt der Tiere, die heile Schöpfung, erleben. Die Tierparks von Sambia und Botswana übertreffen die in Südafrika.
4. Welchen Aspekt des Reiseleiter Seins schätzt du am meisten?
Man ist selbst Reisender. Auch der Reiseleiter sollte den Urtrieb spüren, der uns reisen lässt, das ist die Freude am Neuen, Unbekannten, die Auffrischung des Daseins. Ich liebe die Wildnis, und brauche zumindest ihre Nähe. Daher ist das Unterwegssein in schöner, freier Natur für mich bereits etwas Wertvolles. Dieser Beruf hat mich außerdem an viele Schöne Stellen in vielen Ländern geführt, die ich allein nie erreicht hätte.
5. Und was kostet am meisten Kraft?
Es kostet mich Kraft, zwei oder drei Wochen lang, ziemlich pausenlos, sozialer Mittelpunkt zu sein. Mein Leben lebe ich sonst eher schweigsam, der Beobachter am Rande.
6. Inwieweit kann der Tourismus einen Beitrag leisten, um die Natur zu schützen?
Mein Ideal fordert ein Mindestmaß an Eingriff in die Wildnis. Der Spruch „take only photographs, leave only footprints”, der in Südafrika beliebt ist, sagt es sehr schön. Als Leitfaden ermöglicht er es, jeden kleinen und großen Schritt als Tourist zu untersuchen: nehme und lasse ich mehr als nur Fotos und Fußspuren? Lässt sich das bessern?
7. Wie kann es gelingen, dass auch die Menschen im jeweiligen Reiseland vom Tourismus profitieren?
Jeder Euro, den ein Tourist im Ausland ausgibt, ist für dieses Land ein Gewinn. Wie in jedem Gewerbe profitiert zunächst die schmale Schicht, die mit dem Touristen Kontakt hat, aber das sind insgesamt schon Hunderttausende, in Hotels, Restaurants, Museen, Wildfarmen, usw. Wenn Tourismus 10% oder mehr des GDPs ausmacht, ist der Sickereffekt in die breite Gemeinde erheblich.
8. Wenn du mal nicht auf Tour bist, womit beschäftigst du dich?
Mein eigentliches Hobby ist das Klavierspiel. Was ich will, liegt weit unter dem, was ich kann. Aber Freude macht es doch (meistens), das Ringen um Ausdruck im Spiel, das Versinken in der Wunderwelt von Bach, Beethoven, Mozart ... Ich lese sonst viel, und breit; neuerdings habe ich viel Gutes auf YouTube gefunden, z.B. bei Ted Talks: viele großartige Vorträge über alles und mehr von Fachleuten aus jedem Bereich. Ich schaue auch gern Schachprogramme. Wenn ich selbst reise, waren das oft eher kurze Wanderurlaube, oder lange Campingfahrten, mehrfach mit Motorrad und Zelt, zuletzt im Jahr 2015 acht Wochen in den Iran.
9. Du hast in den letzten 20 Jahren über 100 Touren für TARUK geführt. Was ist dein Fazit?
Durch die Reiseleitung hat mein Leben eine große Wende erfahren. Einmal hat sich meine geographische Erlebniswelt gewaltig gedehnt, andererseits hat sich meine geistige Welt völlig neuen Dingen gewidmet. Meine „Wende“ führte zu Verlust an Status, Ansehen, Karriere und Einkommen (etwa 80%), aber auch zu mehr Zufriedenheit. Ich bin mein eigener Herr, ziemlich frei vom Räderwerk. Ohne Zweifel hat mein Spaß am Beruf viel mit TARUK zu tun. Es gibt touristische Arbeit, die arg irritierend, oberflächlich, wiederholend ist. Niemand ist frei davon; aber bei TARUK fand ich Vielseitigkeit, Detailplanung, Kulturbetonung, Balance zwischen Entspannung und Weiterbildung, und einen angenehmen Ton, untereinander, gegenüber Reiseleiter und Kunden. Ich hoffe, wenn mir Gesundheit weiter gewährt wird, und die Kunden mich ertragen, noch viele Male die große Fahrt zu beginnen!
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