3. Du führst für TARUK Touren durch Südafri - ka, Namibia, Botswa- na, Simbabwe, Sambia und Malawi. Wie unter - scheiden sich die Län- der aus deiner Sicht? Die verschiedenen Länder auf dem Subkontinent südliches Afrika teilen Vieles, aber sind doch unterschiedlich genug, dass die Länderreisen sehr unterschiedlich ausfallen. In allen geht es in erster Linie um Natur. Im südlichen Afrika kann man die ursprüngliche Wildnis/Schöpfung intensi- ver und anders erleben als in Europa. In Namibia sind die menschlichen Spuren am Geringsten. Dort zeigt sich die Natur in gewaltigen, endlosen Bildern von Weite, Stille, scheinbarer Erstarrung des Lebens. Das Wenige wird umso markanter und ein- drucksvoller. Herrliche Wüs- ten- und Halbwüstenbilder. Botswana: gleichbleibende Landschaft mit Strauchsavan- ne, dafür umso grandiosere Überraschungen. Hauptsäch- lich das Weltwunder Okavan- go Delta. Wenn eine Wildnis Eden sein kann, ist hier ein Eden. Während in Namibia das Gesicht der Erde selbst, die Landschaft, einen im Bann hält, lieben wir sie hier als lebende, komplexe Kulisse einer reichen Tierwelt, die im Vordergrund steht. Südafrika ist inzwischen ganz anders. Hier drängen sich 60 Millio- nen Menschen, es gibt riesige Standflächen und zersiedel- tes Land. 370 Jahre europäi- schen Einflusses haben hier viele Orte von kulturellem Interesse hinterlassen. Und doch dominiert auch hier auf Reisen die Natur; unver- gleichbar vielseitiger als in Botswana oder Namibia, aber nicht mehr so unberührt. Wo die Schöpfung aber noch frei von unserem Einfluss ist – 2 und da gibt es noch viel, wenn auch zunehmend zersplittert – dort besticht in Südafrika die Fülle an Landschafts- wechseln, und die gewaltigen Größen vieler Panoramen. Nördlich des Sambesi nimmt der europäische Einfluss – historisch und gegenwärtig – deutlich ab, und man kann die unverfälschte Welt der Schwarzafrikaner – die alte und die moderne – stärker er- fahren. Letztendlich aber will der Reisende auch hier die Wildnis, die Welt der Tiere, die heile Schöpfung, erleben. Die Tierparks von Sambia und Botswana übertreffen die in Südafrika. • 4. Welchen Aspekt des Reiseleiter Seins schätzt du am meisten? Man ist selbst Reisender. Auch der Reiseleiter sollte den Urtrieb spüren, der uns reisen lässt, das ist die Freude am Neuen, Unbekannten, die Auffrischung des Daseins. Ich liebe die Wildnis, und brauche zumindest ihre Nähe. Daher ist das Unterwegssein in schöner, freier Natur für mich bereits etwas Wertvolles. Dieser Beruf hat mich außer- dem an viele Schöne Stellen in vielen Ländern geführt, die ich allein nie erreicht hätte. • 6. Inwieweit kann der Tourismus einen Bei- trag leisten, um die Natur zu schützen? Mein Ideal fordert ein Min- destmaß an Eingriff in die Wildnis. Der Spruch „take only photographs, leave only footprints”, der in Südafrika beliebt ist, sagt es sehr schön. Als Leitfaden ermöglicht er es, jeden kleinen und großen Schritt als Tourist zu unter- suchen: nehme und lasse ich mehr als nur Fotos und Fußspuren? Lässt sich das bessern? • 7. Wie kann es ge- lingen, dass auch die Menschen im jewei- ligen Reiseland vom Tourismus profitieren? Jeder Euro, den ein Tourist im Ausland ausgibt, ist für dieses Land ein Gewinn. Wie in jedem Gewerbe profi- tiert zunächst die schmale Schicht, die mit dem Touristen Kontakt hat, aber das sind insgesamt schon Hunderttau- sende, in Hotels, Restaurants, Museen, Wildfarmen, usw. Wenn Tourismus 10% oder mehr des GDPs ausmacht, ist der Sickereffekt in die breite Gemeinde erheblich. • 5. Und was kostet am meisten Kraft? Es kostet mich Kraft, zwei oder drei Wochen lang, ziemlich pausenlos, sozialer Mittelpunkt zu sein. Mein Leben lebe ich sonst eher schweigsam, der Beobachter am Rande. • 8. Wenn du mal nicht auf Tour bist, womit beschäftigst du dich? Mein eigentliches Hobby ist das Klavierspiel. Was ich will, liegt weit unter dem, was ich kann. Aber Freude macht es doch (meistens), das Ringen um Ausdruck im Spiel, das Sehnsucht 2021 | 01 11 Versinken in der Wunderwelt von Bach, Beethoven, Mo - zart ... Ich lese sonst viel, und breit; neuerdings habe ich viel Gutes auf YouTube gefunden, z.B. bei Ted Talks: viele groß- artige Vorträge über alles und mehr von Fachleuten aus jedem Bereich. Ich schaue auch gern Schachprogramme. Wenn ich selbst reise, waren das oft eher kurze Wander- urlaube, oder lange Cam- pingfahrten, mehrfach mit Motorrad und Zelt, zuletzt im Jahr 2015 acht Wochen in den Iran.• 9. Du hast in den letzten 20 Jahren über 100 Touren für TARUK geführt. Was ist dein Fazit? Durch die Reiseleitung hat mein Leben eine große Wende erfahren. Einmal hat sich meine geographische Erlebniswelt gewaltig ge- dehnt, andererseits hat sich meine geistige Welt völlig neuen Dingen gewidmet. Meine „Wende“ führte zu Verlust an Status, Ansehen, Karriere und Einkommen (etwa 80%), aber auch zu mehr Zufriedenheit. Ich bin mein eigener Herr, ziemlich frei vom Räderwerk. Ohne Zweifel hat mein Spaß am Beruf viel mit TARUK zu tun. Es gibt touristische Arbeit, die arg irritierend, oberflächlich, wiederholend ist. Niemand ist frei davon; aber bei TARUK fand ich Vielseitigkeit, Detail- planung, Kulturbetonung, Balance zwischen Entspan- nung und Weiterbildung, und einen angenehmen Ton, untereinander, gegenüber Reiseleiter und Kunden. Ich hoffe, wenn mir Gesundheit weiter gewährt wird, und die Kunden mich ertragen, noch viele Male die große Fahrt zu beginnen! •