Tipps zum Fotografieren von Tieren für Ihre Reisefotos
In einigen Zielgebieten sind die Tieraufnahmen ein wichtiger Bestandteil der Reisefotografie. Bei Reisen ins südliche Afrika ist dies zum Beispiel der Fall – eine Pirschfahrt zur Beobachtung der Tierwelt ist hier fast unabdingbar. Im Anschluss möchte dann auch ein jeder Fotografie-Begeisterte sehenswerte Tieraufnahmen mit nach Hause bringen. Vor allem die Afrikareisenden möchten mit sehenswerten Tieraufnahmen nach Hause kommen. Für mich ist es auf jeden Fall ein Schwerpunkt in der Reisefotografie! Die Herangehensweise in der Tierfotografie ist trotz Einsatz verschiedenster Objektive immer ähnlich – egal ob ich die Löwen in Afrika, die Papageitaucher in Island oder den eigenen Hund daheim fotografieren möchte. In diesem Beitrag teile ich meine persönlichen Tipps zum Fotografieren von Tieren auf Reisen mit Ihnen. Allgemeine Tipps zur Reisefotografie finden Sie in meinem vorherigen Blogbeitrag.
Aufgenommen mit: Canon 5D Mark III - F:2,8, 1/1600, Iso 320, 150mm. Ein Gepard in den Tirasbergen von Namibia.
Tipp Nr. 1 zur Tierfotografie: Auf die Perspektive kommt es an!
Wer ungewöhnliche Tieraufnahmen machen möchte, sollte einen ungewöhnlichen Blickwinkel wählen. Wenn ein Hund direkt vor mir sitzt und ich diesen aus dem Stand von oben fotografiere, muss schon unwiderstehlich zu mir heraufschauen, damit neutrale Personen solch ein Bild interessant finden. Also heißt es runter auf den Boden – auf Augenhöhe oder tiefer wird es zum Hingucker! Bei einem Haustier oder bei Tieren im Zoo funktioniert das ganz gut. Was aber tut man bei einer Safari in Afrika? Dazu eine kleine Info vorab: in den afrikanischen Nationalparks darf man das Fahrzeug in der Regel nur in dafür vorgesehenen Arealen verlassen, z.B. zum Toilettengang oder zur Rast. Sonst müssen Safari-Gäste zu jeder Zeit im Fahrzeug bleiben. Möglicherweise wäre es auch keine gute Idee, vor dem Löwenrudel niederzuknien, um tolle Bilder aus flacher Perspektive zu machen…
Aber Möglichkeiten gibt es dennoch - durch den Winkel kann die Perspektive günstiger gestaltet werden. Ist der Löwe z.B. 20 Meter vom Fahrzeug entfernt, kann ich ihn mit einem Teleobjektiv heranholen. Das wirkt gleich viel besser, da der Winkel wesentlich flacher ist. Aus diesem Grund ist eine lange Brennweite beinahe unverzichtbar bei Pirschfahrten zur Tierbeobachtung und -fotografie. Manchmal kann man aber auch – wie in dem Header-Bild dieses Blogbeitrags – das Gelände ausnutzen. Wir standen mit dem Fahrzeug in einer Senke, der Löwe hingegen lag auf einer Anhöhe. Da gehört dann allerdings etwas Glück und ein gutes Auge dazu!
Pirschfahrten finden hin und wieder auch in offenen, sehr geländegängigen Fahrzeugen statt, deren Sitzreihen von vorne nach hinten etwas höher werden. Wählt man die Reihe direkt hinter dem Fahrer, sitzt man etwa einen halben Meter tiefer als ganz hinten – das macht schon einen Unterschied. Wenn es eben geht, bevorzugen wir bei den Ausfahrten diese Reihe. Ganz hinten hat man dafür den besseren Überblick, was natürlich auch ein Vorteil ist! Hat man ganz großes Glück und bekommt den Platz direkt neben dem Fahrer, sitzt man natürlich noch einmal niedriger. Da jedoch alle Reiseteilnehmer in den Genuss der unterschiedlichen Perspektiven kommen sollen, wird bei mehreren Pirschfahrten in der Regel rotiert.
Aufgenommen mit: Canon 7D Mark I - F:7,1, 1/1000sec., Iso 800, 150mm. Nashorn im Etosha N.P. - durch die Scheibe des Busses fotografiert!
Tipp Nr. 2: Nicht durch die Scheibe fotografieren!
Bei einigen Kleinbussen lassen sich die Fenster komplett öffnen. Ist dies der Fall, sollten Sie die Gegebenheiten nutzen und das Fenster zum Fotografieren von Tieren öffnen. Auch wenn es mal kalt oder staubig werden kann. Wird durch die geschlossene Fensterscheibe fotografiert, leidet die Qualität der Bilder. Wenn es aber nicht anders geht, sollte man zumindest die Kamera bzw. das Objektiv ganz nahe an die Scheibe halten, um Spiegelungen zu vermeiden. Mit dem Licht im Rücken kann das schon ganz gut funktionieren – wie z.B. beim Bild mit dem Nashorn. Bei Gegenlicht haben die Aufnahmen aber eher einen dokumentarischen Charakter.
Tipp Nr. 3: So stellen Sie die Schärfe korrekt für Tieraufnahmen ein!
Eines der wesentlichen Dinge in der Fotografie ist die Schärfe eines Bildes. Das gilt ganz besonders in der Tierfotografie! Eine gute Schärfe hängt hauptsächlich von einer kurzen Belichtungszeit ab. Je länger die Brennweite, desto kürzer sollte die Verschlusszeit sein. Hierzu gibt es eine grobe Faustformel: Bei einer Brennweite von 100mm sollte nicht länger als 1/100 Sekunden belichten, bei 200mm Brennweite nicht länger als 1/200 Sekunden, und so weiter. Bei ausgefahrenem Teleobjektiv stelle ich meist eine Belichtungszeit von mindestens 1/1000 Sekunden ein, bei sich schnell bewegenden Tieren sogar 1/2000 Sekunden. Stabilisatoren in den Kameras oder Objektiven sind hier eine große Hilfe – je nach Einsatzmöglichkeiten können auch Stative zur perfekten Tieraufnahme verhelfen. Schließlich möchte man jedes kleine Detail des Tieres gut erkennen können! Der Hauptschärfepunkt sollte dabei stets auf den Augen liegen, womit wir schon beim nächsten Tipp wären…
Aufgenommen mit: Canon 5D Mark III, F:8, 1/125 sec., Iso 1250, 70mm. Elefantenherde im Tembe Elephant Park in Südafrika.
Tipp Nr. 4: Wählen Sie den Hauptschärfepunkt für die Fotografie eines Tieres!
Für ein attraktive Tieraufnahme sollten die Augen im Fokus liegen. Und aus diesem Grund kommt der Automatikmodus hier vollends an seine Grenzen. Denn woher soll die Kamera wissen, wo sich das Tier, geschweige denn das Auge des Tieres, befindet, um entsprechend den Hauptschärfepunkt zu setzen? Da ist es fast schon Glücksache, wenn wenigstens der Körper im Fokus des Bildes ist. Zwar werden die Algorithmen der Kameras und Smartphones zur Objekterkennung immer besser, ich würde dennoch jedem – auch einem Anfänger – einen Modus empfehlen, in dem der Schärfepunkt selbst bestimmt werden kann.
In den kreativen Programmen gibt es mehrere Möglichkeiten, den Schärfepunkt einzustellen. Man kann einen einzelnen Punkt, zwei oder vier zusammenhängende Schärfepunkte oder aber auch ein größeres Feld auswählen. Diese Punkte können entweder direkt über den Bildschirm, den Cursor oder ein Auswahlrad angesteuert werden - je nach Kameramodell. Bei Tieren, die sich nicht bewegen, wähle ich meist den Einzelpunkt, da somit die Augen gut anvisiert werden können. Bei z.B. fliegenden Vögeln kann auch ein Mehrfeldbereich nützlich sein. Da ist man oft schon froh, überhaupt den Vogel in den Fokus zu bekommen. Je weiter die Tiere entfernt sind, desto weniger gut muss man treffen, bzw. die Auswirkung ist nicht so stark wahrzunehmen. Bei Portraits aus nächster Nähe sollte der Fokus genau auf den Augen liegen. Auch bei geschlossener Blende. Aber im Endeffekt ist natürlich alles gut und richtig, was dem Fotografen selbst gefällt!
Bei einer ganzen Tierherde kann sich die Sachlage anders verhalten. Soll die ganze Gruppe in der Schärfeebene liegen, würde ich Einstellungen für die Landschaftsfotografie (Blendenöffnung zwischen 8 und 11) wählen. So fotografiere ich auch Tiere, die in eine fotogene Landschaft integriert werden sollen – das finde ich persönlich sehr reizvoll! Will man ein besonderes Tier herausstellen, wie beispielsweise den imposanten männlichen Löwen in einem Löwenrudel, öffnet man die Blende so weit wie möglich.
Aufgenommen mit: Canon 7D Mark / I - F:6,3, 1/640 sec., Iso 400, 600mm. Ein Paar Gabelracken in der Kalahari von Namibia.
Tipp Nr. 5: Üben, üben, üben!
Übung macht bekanntlich den Meister. Warum also nicht den/die Hundebesitzer/in von nebenan fragen, ob er/sie ein paar schöne Fotos von seinem Liebling haben möchte. Oder Sie gehen in einen Wildpark oder Zoo und üben dort. Vielleicht besuchen Sie sogar eine Greifvogelschau. Dann klappt das Ablichten fliegender Vögel in Afrika oder anderswo auch gleich viel besser. Die Gabelracke, einer der schönsten und buntesten Vögel Afrikas setzt sich bevorzugt auf die Baumspitzen. Da kann man sehr schön freigestellte Vogelaufnahmen bekommen. Also nicht nur Ausschau nach den „Big Five“ halten – es lohnt auch ein Blick auf die kleineren und weniger bekannten Arten!
Aufgenommen mit: Canon 5D Mark III, F:6,3, 1/640 sec., Iso 640, 500mm. Leopardenfamilie im Kruger N.P. von Südafrika.
Ein paar abschließende Tipps zur Tierfotografie…
Tipp Nr. 6: Wählen Sie das richtige Objektiv! In der Regel sind lange Brennweiten ab 400 mm empfehlenswert. In Afrika bin ich sogar mit zwei Kameras unterwegs - einen Kamerabody mit einem 24-70mm Objektiv für Landschaften und Elefanten sowie den zweiten mit einem 150-600mm Objektiv für alle anderen Tiere. Im Rucksack habe ich noch ein 100mm Makro-Objektiv für Insekten und Kleintiere.
Tipp Nr. 7: Fotografieren Sie das Tier von seiner Schokoladenseite! Von hinten oder mit dem Kopf nach unten ist die Position weniger vorteilhaft. Ideal zeigt sich das Tier von vorne oder von der Seite – perfekt ist ein direkter Blickkontakt. Sehr begehrt sind natürlich actionreiche Szenen, die jedoch leider selten sind.
Tipp Nr. 8: Üben Sie sich in Geduld! Das ist besonders in der Tierfotografie ein entscheidender Faktor. Hat man eine Raubkatze erspäht, liegt Sie eventuell schläfrig im Schatten eines Busches. Aber oft lohnt sich hier das Warten – vielleicht steht sie irgendwann auf oder zieht eine witzige Grimasse für ein Portrait.
Letzten Endes gehört bei der Tierfotografie immer auch ein gute Portion Glück dazu. Man weiß nie, was einen erwartet - aber genau das macht es so spannend! Also halten Sie die Augen auf und die Kamera bereit bei Ihrer nächsten TARUK-Reise. Ich wünsche Ihnen viele interessante Tierbegegnungen mit guten Fotos!
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