Tipps zum Fotografieren von Menschen für Ihre Reisefotos
Wer in fremde Länder reist, interessiert sich meist auch für die Bewohner des Reiselandes sowie deren Kultur. Denn erst die Begegnung mit der einheimischen Bevölkerung ermöglicht ein vollständiges Kennenlernen und Verstehen des Zielgebietes. Für viele Fotografen sind damit auch authentische Bildaufnahmen von den Menschen vor Ort verbunden. Diese Bilder sollen etwas über die Einheimischen aussagen und vielleicht sogar die ein oder andere kleine Geschichte erzählen. Mit welchen Tipps und Tricks Ihnen die Portraitfotografie auf Reisen besonders gut gelingt, möchte ich Ihnen in diesem Beitrag verraten!
Aufgenommen mit: Canon 40D - F:3,2, 1/640, Iso 400, 100mm. Junge Himba-Frau in Namibia
Tipp Nr. 1 zur Portraitfotografie – die korrekte Kamera-Einstellung
Wie für alle anderen Arten der Reisefotografie, gilt es natürlich auch beim Fotografieren von Menschen vorab das richtige Objektiv sowie die richtigen Kamera-Einstellungen zu treffen. Für die Portraitfotografie eignet sich am besten eine Brennweite zwischen 70mm und 135mm. Bei Ganzkörperaufnahmen ist eine Brennweite von etwa 24mm besonders empfehlenswert. Aber auch Einstellung außerhalb dieses Spektrums sind selbstverständlich möglich – je nachdem wie groß der Abstand zwischen dem Fotografen und der zu fotografierenden Person ist. Somit eignet sich ein Objektiv mit Tele-Zoom und einer Brennweite von 24mm bis 70mm besonders gut für das Fotografieren von Menschen – so können Sie mit 24mm Brennweite Ganzkörperaufnahmen und mit 70mm Brennweite Portraits machen!
Wie auch bei der Tierfotografie, sollte beim Fotografieren von Menschen eine kurze Belichtungszeit gewählt werden, um ein besonders scharfes Motiv zu erzeugen. Je länger die Brennweite ist, desto kürzer sollte die Verschlusszeit sein. So haben Sie gerade in der Portraitfotografie den Vorteil, dass Sie durch die in der Regel kürzere Brennweite mit einer etwas längeren Belichtungszeit arbeiten können. Eine Belichtungszeit von maximal 1/100 Sekunden erzeugt in den meisten Fällen ein gutes Ergebnis.
Bei Einzelpersonen sollte die Blende der Kamera so weit wie möglich geöffnet sein (Wahl einer kleinen Blendenzahl), um das Model möglichst gut freizustellen. Das bedeutet, dass sich der Hintergrund weitestgehend von der Person abhebt. Im Extremfall sind nur die Augen richtig scharf und der Rest verschwindet in der Unschärfe. Das sind dann die Bilder mit dem berühmten Aha-Effekt! Dafür eignet sich idealerweise ein lichtstarkes Objektiv – sprich eines mit einer besonders großen Blendenöffnung von mindestens F:2,8. Die große Blende hat zudem den Vorteil, dass sich damit die Belichtungszeit verkürzt. Bei Gruppenaufnahmen hingegen sollte die Schärfe über das gesamte Bild gehen. Dafür stellen Sie die Blendenöffnung am besten im Bereich von F:8 bis F:11 ein.
Aufgenommen mit: Canon 40D - F:5,6, 1/250 sec., Iso 400, 75mm. Massai-Mädchen in Tansania.
Tipp Nr. 2: Achten Sie auf die richtigen Lichtverhältnisse!
Besonders für Anfänger gestaltet sich das Fotografieren von Menschen einfacher, wenn der Himmel bedeckt ist. Das führt nämlich dazu, dass das Licht gleichmäßig auf die zu fotografierende Person fällt – egal aus welcher Richtung Sie das Bild machen. Wenn die Sonne scheint, gestaltet sich das Ganze schon etwas schwieriger. Schaut das Model beispielsweise in die grelle Abendsonne, werden die Augen zusammengekniffen, die Pupillen verkleinern sich und vielleicht fangen die Augen sogar an zu tränen. Das ist zum einen für die Person äußerst unangenehm, zum anderen entstehen unter diesen Bedingungen wahrscheinlich auch keine ansprechenden Fotografien. Gegen das Licht zu fotografieren, erfordert wiederum etwas Erfahrung. Bei Profis kommen dann Reflektoren oder der Blitz zum Einsatz, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Bei Gegenlicht kommt es oft zu Überstrahlungen auf der Haut, so wie es bei meinem Bild des Massai-Mädchens der Fall ist. Diese Fotografie entstand im grellen Mittagslicht und selbst eine noch so kurze Belichtungszeit konnte dem nicht entgegenwirken. Ideal wäre es in so einer Situation natürlich an einem schattigen Plätzchen zu fotografieren, aber gerade auf Reisen kann man sich dies nicht immer aussuchen. Und dann nimmt man eben auch ein – nach subjektivem Empfinden – suboptimales Bild in Kauf, bevor man gar keines hat.
Weitere Tipps zum Gelingen von guten Portraitbildern auf Reisen
Tipp Nr. 3: Fragen Sie um Erlaubnis! Die wichtigste aller Regeln bei Portraits: fragen Sie, ob Sie von der zu fotografierenden Person ein Bild machen dürfen. Zwar kostet dies den ein oder anderen etwas Überwindung, doch es steht natürlich jedem das Recht zu, nicht fotografiert werden zu wollen. Die Massai in Tansania haben pro Bild einen US-Dollar verlangt, aber das ist meiner Ansicht nach völlig in Ordnung. Meist gebe ich ohnehin umgerechnet ein bis zwei Euro als kleines Dankeschön – ein Betrag, der in ärmeren Ländern durchaus einen Unterschied machen kann!
Tipp Nr. 4: Achten Sie auf Ihre eigene Ausstrahlung! Menschen senden durchgehend Signale – durch Gestik, Mimik, Körperhaltung und natürlich Sprache – an ihre Mitmenschen aus. Die Stimmung einer Person einzufangen ist die wahre Kunst bei der Personenfotografie – ein offenes Lächeln kann ein Bild zum absoluten Hingucker machen. Aber das Ergebnis hängt auch von Ihrer eigenen Ausstrahlung ab! Verhalten Sie sich respektvoll und begegnen Sie den Menschen auf Augenhöhe. Wenn Ihr Gegenüber Sie sympathisch findet, haben Sie bessere Chancen ein schönes Portrait auf Ihren Foto-Speicherchip zu bannen!
Tipp Nr. 5: Lassen Sie die Kinder das Eis brechen! Wenn Kinder zugegen sind – wie zum Beispiel beim Besuch eines Museumdorfes in Namibia – kann es eine gute Methode sein, zunächst die Kinder zu fotografierend. Häufig sind diese schnell bereit sich – durchaus kichernd – ablichten zu lassen. Und möchten dann auf dem Kamera-Bildschirm das Ergebnis in Augenschein nehmen. So herrscht gleich eine viel lockere Atmosphäre. Aber bitte auch hier unbedingt vorab die Erwachsenen um Erlaubnis bitten!
Tipp Nr. 6: Vorsicht bei der „Undercover-Fotografie“! Gerade in Städten könnte man sich mit einem Teleobjektiv z.B. in ein Café setzen und von dort heimlich Menschen fotografieren. Davon würde ich jedoch abraten, denn dies kann schnell zu Unmut und Ärger führen. Wer im Sinne der sogenannten Street-Fotografie in großen Städten Menschen in natürlichen Situationen – häufig mit Weitwinkelobjektiv – fotografisch einfangen möchte, sollte die fotografierten Personen im Anschluss ansprechen, ob diese mit einer Veröffentlichung der Bilder einverstanden sind.
Aufgenommen mit: Canon 40D, F:2,8, 1/800 sec., Iso 400, 100mm. Vergnügte Himba in Namibia.
Letzten Endes hängt es hängt der Erfolg bei der Portraitfotografie auf Reisen von vielen verschiedenen Faktoren ab. Auch tun sich manche Menschen einfacher vor der Kamera, als andere. So können die Ergebnisse sehr unterschiedlich sein. Aber lassen Sie sich davon nicht abschrecken, denn es ist immer eine schöne Erfahrung mit den Menschen in den Reiseländern in Kontakt zu treten – und das ist doch das wichtigste. Wenn dann noch ein bemerkenswertes Foto entsteht, umso besser!
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